Donnerstag, 29. Oktober 2015

Redebeitrag der Interventionistischen Linken

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freunde und Freundinnen,
wir sind heute hier um gegen den Festkommers der Kieler Burschenschaften zu protestieren. Lange
Zeit schienen diese studentischen Verbindungen die jetzt im Kieler Schloss gemeinsam saufen um ihre „Alte Burschenherrlichkeit“ wieder aufleben zu lassen beinahe in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.
Doch wie das Leben mit aktiveren studentischen Verbindungen aussehen kann wissen wir nur zu gut von den Genossinnen und Genossen aus anderen iL-Städten. So ereigneten sich im Juli in Göttingen gleich zwei Übergriffe von Mitgliedern studentischer Verbindungen auf Linke:
Zuerst wurde der Pressesprecher einer Wohnrauminitiative von zwei Verbindungsstudenten der Landsmannschaft Verdensia tätlich angegriffen und schwer am Knie verletzt. Nur fünf Tage später schossen Bewohner der Burschenschaft Germania mit zwei Druckluftwaffen über 40 Mal auf ein linkes Wohnprojekt.
In Marburg griffen Nazis und Mitglieder der Marburger Burschenschaft Germania Ende September die selbstverwaltete Kneipe „Havanna 8“ mit Teleskopschlagstöcken an und konnten nur durch beherztes Eingreifen der GenossInnen vor Ort vertrieben werden.
Während also in anderen Universitätsstädten gezielt Linke und linke Projekte von Verbindungsstudenten angegriffen werden, konnten die Genossinnen und Genossen aus Berlin und Leipzig, die am vergangenen Montag zu den PEGIDA Gegenprotesten gereist sind, beobachten, wie Gruppen von Nazis gezielt GegendemonstrantInnen angriffen – mit dabei: das rot-schwarz-rote Banner der Urburschenschaften. Dieses Banner wird heute immer noch gerne von den Burschenschaften Arminia, Germania und Teutonia verwendet.
Doch welche Schlüsse können wir aus der Beobachtung der letzten Monate ziehen?
Erstens: Diejenigen, die in diesem Moment im Kieler Schloss feiern sind keine harmlosen Freundschaftscliquen!
Sie alle verbindet eine Ideologie der Gewalt. Bei allen Unterschieden eint die studentischen Verbindungen ihr Selbstverständnis Elite zu sein. Doch Elite kann nur dort sein, wo Gesellschaft Ausschlüsse produziert. Diejenigen die dort drüben gemeinsam saufen verlassen sich auf die Gewalt der herrschenden Verhältnisse, von denen sie momentan profitieren und die sie in Zukunft weiter zu ihren Gunsten gestalten wollen!
Zweitens: Sehen wir in den beschriebenen Angriffen und der aktuellen Stimmung in der Bundesrepublik einen direkten Zusammenhang:
Während an jeder Ecke – wie auch in Bootsstedt - RassistInnen Initiativen gegen die Unterbringung von Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft gründen und anderenorts bereits die Unterkünfte brennen erregt sich Horst Seehofer über Asylschmarotzer und fordert im Schulterschluss mit Victor Orban die Schließung der Außengrenzen.
Was haben all diese unterschiedlichen Phänomene gemeinsam? Das Bedürfnis, das sie eint, entspricht den reaktionären Einstellungen, die sie einen: Die sich in die Ecke gedrängt Fühlenden, treten mit Ressentiments, Faust oder Schlagstock voran aus der Lethargie heraus und zeigen „den Ausländern“, „den Juden“ und „den Linken“ als ersten ihr neues Selbstbewusstsein.
Gleichzeitig demonstrieren 20. 000 Menschen in Dresden und verbreiten ihre islamophobe Hetze während in Köln die Bürgermeisterkandidatin Henriette Reker und 4 weitere Menschen von dem Nazi Frank S. niedergestochen werden und in Bamberg bei Mitgliedern der Partei „Die Rechte“ Waffen und Sprengstoff beschlagnahmt werden.
Die Gewalt ist dabei jedoch nichts Neues: Sie zeigt sich in der momentanen Lage, in der so unerbittlich um die Deutungshoheit in der Geflüchtetenfrage gerungen wird, nur deutlicher und radikaler als an anderer Stelle. In einer Situation also, in der weder Seehofer, PEGIDA und Freital noch die unzähligen HelferInnnen in Erstaufnahmeeinrichtungen und an Bahnhöfen, die seit Monaten für den Staat in die Bresche springen um nichts anders zu leisten als humanitäre Hilfe – in der all diese Phänomene also mehr sind als bloße Randerscheinungen.
Die Geflüchtetenfrage ist momentan die zentrale gesellschaftliche Auseinandersetzung. Der potentielle Nachwuchs der reaktionären Wortführer in diesem Kampf um Deutungshoheit sitzt heute auch im Kieler Schloss:
Teja Teufel, als stellvertretender Vorsitzender der jungen Alternative und Vorsitzender der Gymnasialen Burschenschaft Germania zu Kiel. Oder auch Florian Weige
l, der für die Burschenschaft Teutonia das Kieler Schloss für heute Abend gemietet hat.
Euch sagen wir heute klar und deutlich: Sobald ihr versucht euch mit eurer reaktionären Einstellung im öffentlichen Raum zu präsentieren werden wir da sein um euch zu wiedersprechen. Wir werden es nicht zulassen, dass ihr geistigen Brandstifter weiter in die Öffentlichkeit drängt. Nicht heute morgen, als die AfD am Exer versucht hat Menschen gegen das sogenannte Asylchaos in Stellung zu bringen, noch jetzt am Kieler Schloss, noch sonst wo!
Florian Weigel: Teutonia Kiel
Teja Teufel: Rechtsaußen
Drittens: Stellen wir fest, dass wir diese Auseinandersetzung um eine menschenwürdiges Leben für alle nur dann gewinnen können wenn wir uns gemeinsam organisieren und zwar unter einem klaren antifaschistischen Konsens:
Denn Refugees Welcome muss auch immer Racists fuck off bedeuten!
Wir sagen: Kein Fußbreit den NationalistInnen und RassisstInnen weder jetzt, noch am Samstag in Hamburg! Eurer reaktionären und nationalistischen Idee von Gemeinschaft setzen wir die Vorstellung einer solidarischen und emanzipatorischen Gesellschaft entgegen."

Redebeitrag Campus Grüne & Offene Linke Hochschulgruppe

Wir, die Offene Linke Hochschulgruppe und die Campus Grünen, sind schon länger gezwungen, uns mit Korporationen auseinander zu setzen. Immer wenn die Korpos sich angegriffen fühlen, wird uns gesagt, wir differenzierten nicht richtig. Das ist Unsinn. Landsmannschaften, Corps, Burschenschaften, Turnerschaften, musischen, christlichen und sonstige Verbindungen teilen sich Ideal und Traditionen, die zwischen Konservatismus und Rechtsradikalmus stehen und die wir ablehnen.
Alle Kieler Verbindungen pflegen die schrittweise Aufnahme, die mit der Fuchsenzeit anfängt und nach einem Jahr als Aktiver endet. Diese Zeit wird von den Verbindungen genutzt, um die Anwärter*innen nach ihren Prinzipien zu formen. Die Anwärter*innen sind den anderen Mitgliedern ihrer Verbindungen nicht gleichgestellt, sondern sind als Befehlsempfänger*innen Mitglieder zweiter Klasse.
So wird der konservative Konsens erhalten und gleichzeitig als „natürlich“ verdeckt. Die vielfachen rituellen Handlungen der Aufnahme und des Zusammenlebens ersetzen einen offenen politischen Umgang mit den gemeinsamen Werten, zu denen unter anderem „Treue“, „Tradition“ und „Liebe zum Vaterland“ zählen. Die ideologische Weltanschauungsgemeinschaft reproduziert sich im alltäglichen Zusammenleben. Von Pluralität von Meinungen und Werten kann keine Rede sein.
Die Kieler Burschenschaften und Corps pflegen weiterhin eine obskure Blutsgemeinschaft, die durch ritualisiertes Fechten, die sogenannte Mensur, aufrecht erhalten wird. Der gegenseitige Angriff auf die körperliche Integrität des Anderen soll angeblich charakterliche Stärke fördern und „ehrenreinigend“ sein. Die Mensur ist das krasseste Mittel zur Disziplinierung von pflichtschlagenden Verbindungen. Die Forderung nach der Aufgabe der eigenen körperlichen Unversehrtheit als Treuebeweis ist ein Ritual von Männlichkeits- und Gewaltkulten.
Männlichkeitsrituale sind ein fester Bestandteil korporierten Zusammenlebens. Wohl in keinem anderen Männerbund hat sich der militärisch-politische Kern des Männlichkeitsentwurfes so erhalten wie in den studentischen Korporationen. Lediglich 2 von 17 Kieler Verbindungen nehmen alle Geschlechter auf. Dafür werden sexistische Stereotype über Geschlechter bemüht, die biologistische Erklärungen für soziales Verhalten propagieren. Es ist für uns unbegreiflich, dass Verbindungen, die offensichtlich Gruppen wegen ihres Geschlechts abwerten und ausschließen, weiterhin von der Universität als studentische Vereinigungen anerkannt werden.
Viele kieler Verbindungen werben mit Kontakten ihrer „Alten Herren“ in der Wirtschaft und versprechen gute Karrierechancen nach dem Studium. Tatsächlich gelingt hier manchen ein System aus Seilschaften, über die sich verschiedene Positionen in Politik und Wirtschaft gegenseitig zugeschachert werden. Das sonst von ihnen propagierte „Leistungsprinzip“ soll nachher nicht für die Korpos selbst gelten. Der von ihnen beschworene Wettbewerb, bei dem es angeblich nur auf individuelle Leistung ankäme, wird umgangen, um gesellschaftliche Schlüsselpositionen zu besetzen. Das ist undemokratisch, elitär und festigt bestehende Herrschaftsstrukturen!
Viele Kieler Verbindungen stellen sich in eine Reihe mit den bürgerlichen Freiheitskämpfen um 1848 und übersehen dabei den agressiven Nationalismus, der das eigentliche Bindeglied war. In dieser Tradition stilisieren sich sich Verbindungen wie die Teutonia, der VDSt, die Alemannia und viele weitere als Opfer der Nationalsozialisten. Bis heute weichen diese Verbindungen einer Auseinandersetzung mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus aus. Die Kieler Verbindungen waren vielfach an vorderster ideologischer Front der rechtsradikalen Studierenden, schon lange vor dem Nationalsozialismus stark antisemitisch und förderten das Engagement ihrer Mitglieder in NS-Organisationen. Der Verein Deutscher Studenten gründete sich 1880 nach der Antisemitenpetition als antisemitischer Kampfverband. Die Teutonia Kiel empfahlen bereits 1931 ein Engagement im NS-Altherrenverband und schlossen Menschen aus, die sie für jüdisch hielten. Nirgends setzt sich die Teutonia mit dieser Vergangenheit auseinander. Setzen die Verbindungen sich nicht mit ihrer Geschichte auseinander, werden sie weiter ihre autoritären bis faschistoiden Grundwerte unter der Flagge der sogenannten „bürgerlichen Freiheit“ in die Gesellschaft tragen.
Alle Burschenschaften, alle Corps und die meisten anderen Verbindungen feiern ihren eigenen Nationalismus als „Vaterlandsprinzip“, demnach die deutsche Kultur und Sprache zu pflegen sei. Es findet eine deutschnationale Überhöhung des eigenen imaginierten Kollektivs statt, das andere abwertet. Die penetrante Liebe der eigenen Heimat und eine angebliche deutsche Kultur konstruieren erst das Andere, gegen das die Nationalisten sich abgrenzen. Hier und durch ihre sexistischen Prinzipien sind die konservativen Verbindungen besonders anschlussfähig an rechtsradikale Einstellungen.
Egal, ob die auf dem heutigen Festkommers hier im Kieler Schloss feiernden Verbindungen alle Geschlechter aufnehmen, sich antiautoritär oder liberal geben. Sie alle feiern gemeinsam mit dem rechtsradikalen Spektrum der Kieler Verbindungsszene. Sie beweisen, dass sie zu einem Bruch mit ihren Traditionen nicht fähig sind und diesen auch gar nicht wollen!
Sexismus, Nationalismus und Klassismus werden immer Teile des Verbindungsdenkens sein. Wir werden dieses Denken offen legen und angreifen. Heute, und wann immer es nötig ist!

Montag, 19. Oktober 2015

Korpos, Burschen, Rechtsradikale

Burschenball anfechten – Festkommers støren!

Anlässlich des 350-jährigen Uni-Jubiläums laden Kieler Verbindungen für den 24. Oktober zu einem Festkommers in das Kieler Schloss. Veranstalterin des Festkommers ist die Burschenschaft Teutonia, eine konservativ-nationalistische Verbindung, die in der Vergangenheit sowohl durch Verbindungen zur rechten Szene, als auch durch die Ankündigungen von NS-verherrlichenden Vorträgen auffiel.
Verschiedene Burschenschaften und Verbindungen sind geladen und diverse bewerben den Termin bereits jetzt auf ihren Internetpräsenzen. Egal ob in der Deutschen Burschenschaft organisiert oder nicht: Es sind keine harmlosen Freundschaftscliquen, die im Kieler Schloss gemeinsam feiern wollen! Vielmehr zeichnen sie sich durch patriarchal autoritäre, antifeministische, reaktionäre und nationalistische Einstellungen aus. Wir werden die Burschenschafter am 24.10. nicht ungestört im Kieler Schloss feiern lassen, sondern mit diversen Aktionen unsere Kritik auf die Straße tragen.

Studentenverbindungen und Burschenschaften

Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl studentischer Verbindungen (Korporationen). Es gibt Burschenschaften, Turnerschaften, Corps, sowie musische oder religiöse Verbindungen und auch Jagdverbindungen. Die Struktur der Verbindungen hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert und die allermeisten Studentenverbindungen sind Männerbünde. Inzwischen gibt es auch einige Studentinnenverbindungen – sie nehmen nur Frauen auf, sind aber strukturell am Vorbild rein männlicher Studentenverbindungen orientiert. Einige Verbindungen sind inzwischen „gemischt“.
Studentische Verbindungen haben die abgestufte Mitgliedschaft gemein. Das heißt, wer in eine Studentenverbindung eintritt muss eine Art „Probezeit“ durchlaufen. Zunächst ist man für ein oder zwei Semester Fux – in dieser Zeit wird man vom Fuxmajor ausgebildet und lernt sich seiner Studentenverbindung anzupassen. Nach Ablauf der Fuxenzeit wird man zum Aktiven, nach dem Abschluss des Studiums schließlich zum Alten Herrn bzw. hoher Dame. Die Alten Herren schließen sich in Altherrenverbänden zusammen, sie tragen einen bedeutenden Teil zur Finanzierung eines Verbindungshauses bei – dies ermöglicht es Studentenverbindungen, potentielle Mitglieder mit billigen Wohngelegenheiten zu ködern.
Es gilt das Lebensbundprinzip: Wer in eine Studentenverbindung eintritt, bleibt sein Leben lang Mitglied. Ein Asutritt ist nicht vorgesehen. Alte Herren protegieren jüngere Verbindungs-mitglieder, dadurch werden Seilschaften ermöglicht und so mancher Verbindungsstudent gelangt auf diesem Wege in hohe Positionen, was das Selbstbild der Studentenverbindungen stützt, die akademische Elite zu sein.
Zu den Gemeinsamkeiten, die alle Studentenverbindungen teilen, gehören tradierte Feierriten, wie die so genannte Kneipe, die als Erziehungsmittel den strukturellen Konservatismus der Studentenverbindungen stützt. „Schlagende Verbindungen“ nennt man diejenigen, deren Mitglieder Mensuren fechten. Im Gesicht zurückbleibende Narben heißen Schmiss, sie dienen Mitgliedern schlagender Verbindungen als „ehrenhaftes“ Erkennungszeichen.
Burschenschaften verstehen sich als „politische“ Organisationen. Ihr Wahlspruch ist: „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Der Kern burschenschaftlichen Denkens ist völkische Ideologie. So nehmen Burschenschaften nur Deutsche auf. Oft zählt dabei nicht die Staatszugehörigkeit, sondern die Abstammung. Für manche Studentenverbindungen gelten Österreicher durchaus als Deutsche, Deutsche mit dunkler Hautfarbe jedoch nicht.

Feiern mit Rechten: Mit diesen Burschenschaften wird am 24. Oktober gefeiert

Die Alte Königsberger Burschenschaft der Alemannia Kiel, kurz AKB, ist eine pflichtschlagende und farbentragende Verbindung. Aufmerksamkeit zog die „Alemannia“ im Mai 2002 auf sich, als sie einen Zeitzeugenvortrag mit einem Veteranen der Legion Condor organisierte. Diese Eliteeinheit der NS-Luftwaffe unterstützte den Faschisten Franco während des spanischen Bürgerkriegs durch massive Bombardements der spanischen Zivilbevölkerung. Auch Veranstaltungen im Geiste des Gebietsrevisionismus stehen immer wieder auf dem Programm. Beste Verbindungen bestehen auch zur Burschenschaft Redaria-Allemania Rostock, die klar völkischen Rassismus propagiert.
Die AKB teilt sich das Haus mit der Gymnasialen Burschenschaft Germania, in der führende Personen des rechtspopulistischen und -radikalen Spektrums aktiv sind und an Schulen um Nachwuchs zu werben. Diese Burschenschaft fand bundesweite Erwähnung in den Medien, als sie in Hamburg an einer „Hatz“ (bei der mit stumpfen Säbeln in den Oberkörper gehauen wird) teilnahm. Die Chattia steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.
Rechtsradikales Heftchen des APR
Die Burschenschaft Germania ist sie Mitglied im Allgemeinen Pennälerring (APR). Dem rechten Ring gehören ein Dutzend hauptsächlich norddeutsche Schülerburschenschaften an, die sich selbst als „national-freiheitliche und wehrhafte Pennalkorporationen“ bezeichnen. Auf Facebook findet sich die Einladung zur Feier eines „Reichsgründungs-kommers“. 2005 veröffentlichte der APR ein „Geleitheft der konservativen Jugend“, indem Lied des Jungvolks in der Hitler-Jugend gepriesen wird.
Die Schüler sind zudem eng mit dem Dachverbund Deutsche Burschenschaft, kurz DB, vernetzt. Diese ist auch der übergeordnete Dachverband der AKB. Bekannt wurde die DB durch die Debatte um den sogenannten „Ariernachweis“, die Diskussion um die Frage, welche Kriterien für eine Mitgliedschaft in der DB entscheidend sind. Nach dem Austritt mehrerer Burschenschaften ist die DB geprägt von rechtskonservativen bis offen neonazistischen Verbindungen. So sind nicht nur mehrere NPD-Mitglieder in der DB organisiert, immer wieder werden völkischer Rassismus, Geschichtsrevisionismus, Nationalismus bzw. Verharmlosung und Verherrlichung des Nationalsozialismus von Vertretern der DB geäußert.
Die Burschenschaft Teutonia ist in der jungen Vergangenheit vor allem durch geschichts-revisionistische Vorträge und Verbindungen ins völkisch rechte Milieu aufgefallen. 2011 sollte anlässlich des 194. Jahrestages der Burschenschaft Klaus Petersen, U-Boot Kommandant im zweiten Weltkrieg und auch verantwortlich für die Versenkung von Schiffen, einen Vortrag halten. Als Gegenproteste angekündigt wurden, wurde der Vortrag allerdings abgesagt.
Auch ihre eigene Geschichte wird durch die Burschenschaft geglättet. Ungeachtet dessen, dass in ihrer Verfassung schon 1931 festgelegt wurde, keine jüdischen Menschen („jüdisches Blut“) mehr aufzunehmen und für den NS-Altherrenverband geworben wurde, schreibt die Teutonia „1933 Das Jahr lässt die Korporationen Böses ahnen“ und „gerade das letzte Verbot 1936 zeigt, wie sehr das Streben der Burschenschaft nach Demokratie gefürchtet wurde.“
2011 wurde der Öffentlichkeit auch das Wirken rechtsradikaler Akteure in der Pennaelerschaft der Teutonia bekannt. Die Aktivisten der Kleinstpartei „die Freiheit“ verließen daraufhin die Teutonia und fanden in der Burschenschaft Germania ein neues Zuhause.

Zum Protest am 24. Oktober rufen auf:

AStA Uni Kiel | Autonome Antifa Koordination Kiel |Campus Grüne Hochschulgruppe| Interventionistische Linke | ich krieg zustaende | Juso HSG | Offene Linke Hochschulgruppe

Mehr Informationen auf www.burschenanfechten.blogspot.de

Montag, 12. Oktober 2015

Falsch verbunden: Burschenschaften heute - Neue Rechte oder alter Konservatismus?

Wir laden diesen Donnerstag, den 15. Oktober um 19:30 in die Hansastraße 48 zu einem Vortrag von Felix Krebs zu Burschenschaften heute. Zusammen mit Jörg Kronauer verfasste Felix Krebs 2010 das Buch "Studentenverbindungen in Deutschland -- Ein kritischer Überblick aus antifaschistischer Sicht".

Der Festkommers am 24. Oktober ist für uns ein Anlass, mal wieder einen kritischen Blick auf die lokale und bundesweite Burschenschaftsszene zu werfen. Auch wenn viele Verbindungen um eine unpolitische Darstellung ihrer selbst bemüht sind und ihre Zusammenkünfte derweil als „harmlose“ Saufgelage deklarieren, sind sie alles andere als „unpolitisch“ oder „harmlos“. Dabei zeichnen sie  sich durch patriarchale, frauenfeindliche, reaktionäre und nationalistische Einstellungen aus. Der 2013 geforderte „Ariernachweis“ für Mitglieder der Deutschen Burschenschaft, DB, belegt zudem, dass die Grenzen zu extrem rechten Ideologien fließend sind. Kontakte und personelle Überschneidungen zur extremen Rechten und neofaschistischen Organisationen sind daher wenig überraschend. Die Veranstaltung wird

Müssen draußen bleiben: Burschenschafter
über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den zahlreichen Arten von Studentenverbindungen in Deutschland informieren, einen kurzen Überblick über ihre Geschichte geben und die Verbindungen zur extremen Rechten beleuchten.

Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Schleswig-Holstein.

Von der Veranstaltung sind folgende Personengruppen ausgeschlossen: Nazis, Burschenschafter und andere rechte Personen

Sonntag, 11. Oktober 2015

Aufruf zu Aktionen gegen den Festkommers der Kieler Burschenschaften


Anlässlich des Uni-Jubiläums „350 Jahre CAU“ laden Kieler Verbindungen für den 24. Oktober zu einem Festkommers in das Kieler Schloss. Veranstalterin des Festkommers ist u.a. die Burschenschaft Teutonia, eine konservativ-nationalistische Verbindung, die in der Vergangenheit sowohl durch Verbindungen zur rechten Szene, als auch durch die Ankündigungen von NS-verherrlichenden Vorträgen auffiel.

Verschiedene Burschenschaften und Verbindungen sind geladen und diverse bewerben den Termin bereits jetzt auf ihren Internetpräsenzen, darunter auch die Alte Königsberger Burschenschaft Alemannia zu Kiel. Diese Burschenschaft ist immer noch in der Deutschen Burschenschaft DB organisiert, einem Dachverband, der seit Jahren immer wieder mit rassistischen Positionen und Kontakten zu Mitgliedern von Naziorganisationen aufgefallen ist. Der 2013 geforderte „Ariernachweis“ für Mitglieder belegt deutlich, dass hier die Grenzen zu extrem rechten Ideologien „fließend“ sind.

Doch egal ob in der Deutschen Burschenschaft organisiert oder nicht: Es sind keine harmlosen Freundschaftscliquen, die im Kieler Schloss gemeinsam feiern wollen! Vielmehr zeichnen sie sich durch patriarchal autoritäre, antifeministische, reaktionäre und nationalistische Einstellungen aus.

 Wir werden die Burschenschafter am 24.10. nicht ungestört im Kieler Schloss feiern lassen, sondern mit diversen Aktionen unsere Kritik auf die Straße tragen. Ihrer antimodernen Idee von Gemeinschaft setzen wir die Vorstellung einer solidarischen, emanzipatorischen Gesellschaft entgegen. Wir erklären uns solidarisch mit allen Menschen, die den Burschenball nicht ungestört passieren lassen.

Gruppen, die den Aufruf unterstützen sind:
AStA Uni Kiel | Autonome Antifa Koordination Kiel |Campus Grüne HSG | Interventionistische Linke | ich krieg zustaende | Juso HSG | Offene Linke Hochschulgruppe

Offener Brief an alle Beteiligten des Festkommers am 24. Oktober


Anlässlich des Uni-Jubiläums „350 Jahre CAU“ laden Kieler Verbindungen für den 24. Oktober zu einem Festkommers in das Kieler Schloss. Veranstalterin des Festkommers ist die Burschenschaft Teutonia, eine konservativ-nationalistische Verbindung, die in der Vergangenheit sowohl durch Beziehungen zur rechten Szene, als auch durch die Ankündigungen von NS-verherrlichenden Vorträgen auffiel.
Verschiedene Burschenschaften und Verbindungen sind geladen und diverse bewerben den Termin auf ihren Internetpräsenzen, darunter auch die Alte Königsberger Burschenschaft Alemannia zu Kiel. Sie ist immer noch in der Deutschen Burschenschaft (DB) organisiert. Diese ist seit Jahren immer wieder mit rassistischen Positionen und Kontakten zu Mitgliedern von Naziorganisationen aufgefallen. 2011 löste ein von der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks gestellter Ausschlussantrag gegen die Burschenschaft Hansea Mannheim bundesweit Kritik aus, da der Antrag mit der Mitgliedschaft Kai Ming Aus begründet wurde, der in den Augen der Antragssteller nicht-deutsch war.
Kritisiert wu
rde die Deutsche Burschenschaft auch, weil mit Herwig Nachtmann (u.a. verurteilt wegen Verstoßes gegen das NS-Wiederbetätigungsverbot) und Norbert Weidner (u.a. ehemaliger Funktionär der verbotenen Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei) einschlägig bekannte Rechtsradikale in die Ämter des Pressesprechers beziehungsweise Schriftleiters des Verbandsorgans „Burschenschaftliche Blätter“ gewählt wurden. Im Juni 2012 scheiterte eine Abwahl Weidners – erst eine erneute Abstimmung im November 2012 führte schließlich zu seiner vorzeitigen Entlassung aus dem Amt des Schriftleiters.
Die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn wollte festschreiben lassen, wie „deutsch“ zu sein habe, um dies wiederum als Mitgliedsbedingung für die Aufnahme in eine der DB-Organisationen festzulegen (sogenannter „Arierparagraph“).
Die Ankündigung des Festkommers beinhaltet keinerlei Distanzierung von der DB-Burschenschaft Alte Königsberger Alemannia zu Kiel. Es entsteht der Eindruck, als wolle man unter Ausblendung aller angeblichen Differenzen (immerhin sind auch Kieler Burschenschaften aus der DB ausgetreten) die „Alte Burschenherrlichkeit“ aufleben lassen.

Wir fragen Euch:

  • Wollt ihr tatsächlich das 350-jährige Jubiläum gemeinsam mit Mitgliedern einer DB-Burschenschaft feiern?
  • Haltet ihr keinerlei inhaltliche Distanzierung von Rassismus, völkischem Nationalismus und Nazismus in der Ankündigung ihrer Feier für notwendig?
  • Haltet ihr es nicht für notwendig, Rassisten, Nazifreunde und Chauvinisten der Deutschen Burschenschaft explizit von ihrer Feier auszuladen?
  • Warum habt ihr vor, den Festkommers zu besuchen, obwohl Veranstalter und andere Gäste Verbindungen zum rechten Milieu pflegen?
  • Wenn ihr nicht zum Festkommers kommt, weshalb habt ihr euch dagegen entschieden?