Burschenball
anfechten – Festkommers støren!
Anlässlich des
350-jährigen Uni-Jubiläums laden Kieler Verbindungen für den 24.
Oktober zu einem Festkommers in das Kieler Schloss. Veranstalterin
des Festkommers ist die Burschenschaft Teutonia, eine
konservativ-nationalistische Verbindung, die in der Vergangenheit
sowohl durch Verbindungen zur rechten Szene, als auch durch die
Ankündigungen von NS-verherrlichenden Vorträgen auffiel.
Verschiedene
Burschenschaften und Verbindungen sind geladen und diverse bewerben
den Termin bereits jetzt auf ihren Internetpräsenzen. Egal ob in der
Deutschen Burschenschaft organisiert oder nicht: Es sind keine
harmlosen Freundschaftscliquen, die im Kieler Schloss gemeinsam
feiern wollen! Vielmehr zeichnen sie sich durch patriarchal
autoritäre, antifeministische, reaktionäre und nationalistische
Einstellungen aus. Wir werden die Burschenschafter am 24.10. nicht
ungestört im Kieler Schloss feiern lassen, sondern mit diversen
Aktionen unsere Kritik auf die Straße tragen.
Studentenverbindungen
und Burschenschaften
Grundsätzlich gibt es
eine Vielzahl studentischer Verbindungen (Korporationen). Es gibt
Burschenschaften, Turnerschaften, Corps, sowie musische oder
religiöse Verbindungen und auch Jagdverbindungen. Die Struktur der
Verbindungen hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert und die
allermeisten Studentenverbindungen sind Männerbünde. Inzwischen
gibt es auch einige Studentinnenverbindungen – sie nehmen nur
Frauen auf, sind aber strukturell am Vorbild rein männlicher
Studentenverbindungen orientiert. Einige Verbindungen sind inzwischen
„gemischt“.
Studentische Verbindungen
haben die abgestufte Mitgliedschaft gemein. Das heißt, wer in eine
Studentenverbindung eintritt muss eine Art „Probezeit“
durchlaufen. Zunächst ist man für ein oder zwei Semester Fux – in
dieser Zeit wird man vom Fuxmajor ausgebildet und lernt sich seiner
Studentenverbindung anzupassen. Nach Ablauf der Fuxenzeit wird man
zum Aktiven, nach dem Abschluss des Studiums schließlich zum Alten
Herrn bzw. hoher Dame. Die Alten Herren schließen sich in
Altherrenverbänden zusammen, sie tragen einen bedeutenden Teil zur
Finanzierung eines Verbindungshauses bei – dies ermöglicht es
Studentenverbindungen, potentielle Mitglieder mit billigen
Wohngelegenheiten zu ködern.
Es gilt das
Lebensbundprinzip: Wer in eine Studentenverbindung eintritt, bleibt
sein Leben lang Mitglied. Ein Asutritt ist nicht vorgesehen. Alte
Herren protegieren jüngere Verbindungs-mitglieder, dadurch werden
Seilschaften ermöglicht und so mancher Verbindungsstudent gelangt
auf diesem Wege in hohe Positionen, was das Selbstbild der
Studentenverbindungen stützt, die akademische Elite zu sein.
Zu den Gemeinsamkeiten,
die alle Studentenverbindungen teilen, gehören tradierte Feierriten,
wie die so genannte Kneipe, die als Erziehungsmittel den
strukturellen Konservatismus der Studentenverbindungen stützt.
„Schlagende Verbindungen“ nennt man diejenigen, deren Mitglieder
Mensuren fechten. Im Gesicht zurückbleibende Narben heißen Schmiss,
sie dienen Mitgliedern schlagender Verbindungen als „ehrenhaftes“
Erkennungszeichen.
Burschenschaften
verstehen sich als „politische“ Organisationen. Ihr Wahlspruch
ist: „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Der Kern burschenschaftlichen
Denkens ist völkische Ideologie. So nehmen Burschenschaften nur
Deutsche auf. Oft zählt dabei nicht die Staatszugehörigkeit,
sondern die Abstammung. Für manche Studentenverbindungen gelten
Österreicher durchaus als Deutsche, Deutsche mit dunkler Hautfarbe
jedoch nicht.
Feiern
mit Rechten: Mit diesen Burschenschaften wird am 24. Oktober gefeiert
Die Alte Königsberger
Burschenschaft der Alemannia Kiel, kurz AKB, ist eine
pflichtschlagende und farbentragende Verbindung. Aufmerksamkeit zog
die „Alemannia“ im Mai 2002 auf sich, als sie einen
Zeitzeugenvortrag mit einem Veteranen der Legion Condor organisierte.
Diese Eliteeinheit der NS-Luftwaffe unterstützte den Faschisten
Franco während des spanischen Bürgerkriegs durch massive
Bombardements der spanischen Zivilbevölkerung. Auch Veranstaltungen
im Geiste des Gebietsrevisionismus stehen immer wieder auf dem
Programm. Beste Verbindungen bestehen auch zur Burschenschaft
Redaria-Allemania Rostock, die klar völkischen Rassismus
propagiert.
Die AKB teilt sich das
Haus mit der Gymnasialen Burschenschaft Germania, in der
führende Personen des rechtspopulistischen und -radikalen Spektrums
aktiv sind und an Schulen um Nachwuchs zu werben. Diese
Burschenschaft fand bundesweite Erwähnung in den Medien, als sie in
Hamburg an einer „Hatz“ (bei der mit stumpfen Säbeln in den
Oberkörper gehauen wird) teilnahm. Die Chattia steht unter
Beobachtung des Verfassungsschutzes.
Rechtsradikales Heftchen des APR |
Die Schüler sind zudem
eng mit dem Dachverbund Deutsche Burschenschaft, kurz DB,
vernetzt. Diese ist auch der übergeordnete Dachverband der AKB.
Bekannt wurde die DB durch die Debatte um den sogenannten
„Ariernachweis“, die Diskussion um die Frage, welche Kriterien
für eine Mitgliedschaft in der DB entscheidend sind. Nach dem
Austritt mehrerer Burschenschaften ist die DB geprägt von
rechtskonservativen bis offen neonazistischen Verbindungen. So sind
nicht nur mehrere NPD-Mitglieder in der DB organisiert, immer wieder
werden völkischer Rassismus, Geschichtsrevisionismus, Nationalismus
bzw. Verharmlosung und Verherrlichung des Nationalsozialismus von
Vertretern der DB geäußert.
Die Burschenschaft
Teutonia ist in der jungen Vergangenheit vor allem durch
geschichts-revisionistische Vorträge und Verbindungen ins völkisch
rechte Milieu aufgefallen. 2011 sollte anlässlich des 194.
Jahrestages der Burschenschaft Klaus Petersen, U-Boot Kommandant im
zweiten Weltkrieg und auch verantwortlich für die Versenkung von
Schiffen, einen Vortrag halten. Als Gegenproteste angekündigt
wurden, wurde der Vortrag allerdings abgesagt.
Auch ihre eigene
Geschichte wird durch die Burschenschaft geglättet. Ungeachtet
dessen, dass in ihrer Verfassung schon 1931 festgelegt wurde, keine
jüdischen Menschen („jüdisches Blut“) mehr aufzunehmen und für
den NS-Altherrenverband geworben wurde, schreibt die Teutonia
„1933 Das Jahr lässt die Korporationen Böses ahnen“ und „gerade
das letzte Verbot 1936 zeigt, wie sehr das Streben der Burschenschaft
nach Demokratie gefürchtet wurde.“
2011 wurde der
Öffentlichkeit auch das Wirken rechtsradikaler Akteure in der
Pennaelerschaft der Teutonia bekannt. Die Aktivisten der
Kleinstpartei „die Freiheit“ verließen daraufhin die Teutonia
und fanden in der Burschenschaft Germania ein neues Zuhause.
Zum Protest am 24. Oktober rufen auf:
AStA Uni Kiel | Autonome
Antifa Koordination Kiel |Campus Grüne Hochschulgruppe|
Interventionistische Linke | ich krieg zustaende | Juso HSG | Offene
Linke Hochschulgruppe
Mehr Informationen auf
www.burschenanfechten.blogspot.de
Moin Moin werte Genossen,
AntwortenLöschengibt es hierzu auch irgendwelche Quellen und Belege die man in Diskussionen anführen kann, um den Standpunkt ein wenig zu Untermauern?
Moin,
AntwortenLöschenich finde es ziemlich armselig, was hier gemacht wird, einfach alles in eine Schublade stecken und "böse, böse" rufen.
"Wir werden die Burschenschafter am 24.10. nicht ungestört im Kieler Schloss feiern lassen." Warum seid ihr euch so sicher, dass das alles nur Burschenschafter sind? Sicher werden auch andere Verbindungen beteiligt.
"Im Gesicht zurückbleibende Narben heißen Schmiss, sie dienen Mitgliedern schlagender Verbindungen als „ehrenhaftes“ Erkennungszeichen." Wie viele Leute kennt ihr, die einen Schmiss haben? Klopft mal bei einer an und ihr werdet sehen, die wenigsten von denen haben einen Schmiss. Vor 100 Jahren war das so, diese Info ist ziemlich veraltet.
"So nehmen Burschenschaften nur Deutsche auf. Oft zählt dabei nicht die Staatszugehörigkeit, sondern die Abstammung." Ich kenne einige Asiaten, die in einer Burschenschaft sind oder waren. Und die stammen ganz sicher nicht aus Deutschland.
"Nach dem Austritt mehrerer Burschenschaften ist die DB geprägt von rechtskonservativen bis offen neonazistischen Verbindungen." Was ist mit den ausgetretenen Burschenschaften? Die sind dann wohl anscheinend nicht rechtskonservativ oder neonazistisch. Warum wird das Distanzieren nicht positiv gelobt? Ungeachtet dessen gibt es in der DB einen starken Streit zwischen liberalen und neonazistischen Burschenschaften, der wohl nicht existieren würde, wenn ALLE Burschenschaften in der DB rechts wären.
Vergleichbar ist es mit den Parteien in Deutschland. Nur weil eine gewisse Partei brauner Abfall ist, sind die anderen demokratisch orientiert. Dennoch kann man die anderen Parteien nicht dafür verurteilen, dass eine eine braune Scheißpartei gibt.
"Die Aktivisten der Kleinstpartei „die Freiheit“ verließen daraufhin die Teutonia und fanden in der Burschenschaft Germania ein neues Zuhause." Der Autor schreibt zuerst, wie rechts die Burschenschaft Teutonia ist und dann, dass diese Teutonia verlassen haben. War denen Teutonia nicht rechts genug?! Und um es nebenbei zu erwähnen, Teutonia hat die DB verlassen, war der Burschenschaft Teutonia die DB nicht rechts genug oder wieso haben die das gemacht?
Ich persönlich bin nicht in einer Verbindung und möchte auch keiner beitreten. Ich bin ein Ausländer, der sich seine Einbürgerung hart erkämpfen musste. Ich bin stolz darauf, Deutscher zu sein, ich bin stolz, dass wir das Grundgesetz haben. Klar, es ist hier nicht alles Gold was glänzt, und vieles im Bildungs- und Gesundheitssystem kann noch verbessert werden, aber in diesem Land geht es mir gut. Ich kann studieren, auch wenn ich finanziell schlechter dastehe als manch anderer und der deutsche Staat unterstützt mich gut. Ich hoffe, dass diejenigen, die das hier lesen, selber mal mit denen von der anderen Seite sprechen, um diese richtig verstehen zu können. Wir sollten uns nicht darum kümmern, dass irgendwelche Leute einen trinken wollen. Momentan haben wir die Flüchtlingskrise, die weitaus bedeutender ist als irgendwelche Verbindungsfeiern.
Ich möchte meinen Kommentar mit einem Zitat schließen:
"Ich trage eine Fahne, und diese Fahne ist rot."
Eure Argumente sind an den Haaren herbeigezogen. Mit dieser Argumentationskette kann man auch Roberto Blanko unterstellen, dass er Nazi sei. Dazu gab es auch in irgendeinem online-medium mal einen Artikel. Leider weiß ich nicht mehr, wo. "Verbindungen zur rechtsextremen Szene" werden einem ja schon unterstellt, wenn man im gleichen Kleingartenverein ist, wie ein NDP-Mitglied. Dass man selbst diese Person zum kotzen findet, spielt dabei keine Rolle. Oder dass man in dem Verein weiter bleibt, nicht weil dort ein Nazi ist sondern trotzdem. Weil man "denen" nicht das Feld überlassen möchte. Belege habt ihr keine. Eurer geliebter Vortrag mit dem Uboot-kommandanten fand übrigens statt. Nur nicht da, wo ihr mit 20 Leuten rumgegrölt habt. Und der ältere Herr hat sowas gesagt wie "das war nicht schön, ich fand das alles sehr schlimm, passt auf, dass sowas nicht nochmal passiert". Damit meinte er das Dritte Reich. Wenn ihr da aber mal zuhören würdet, wären eure Feindbilder und damit eure Daseinsberechtigung ja futsch. Oder ihr müsstet euch mit echten Nazis auseinandersetzen. Solchen, die Flüchtlingsunterkünfte anzünden zum beispiel.
AntwortenLöschenIch selbst bin übrigens in einer Burschenschaft. Meine Eltern stammen aus Ghana. Und die einzigen, die ein Problem mit mir als Afrikaner in einer Burschenschaft hatten, waren bisher Menschen mit linker politischer Einstellung. Schade, denn ich selbst finde Vorurteile sind etwas, das man versuchen sollte zu überwinden. In diesem Sinne: Grüße nach Kiel und viel Spaß den Damen und Herren Verbindungstudenten.
Die wahren Faschisten und hetzer stehen vor dem Schloss echt Panne ....
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