Montag, 19. Oktober 2015

Korpos, Burschen, Rechtsradikale

Burschenball anfechten – Festkommers støren!

Anlässlich des 350-jährigen Uni-Jubiläums laden Kieler Verbindungen für den 24. Oktober zu einem Festkommers in das Kieler Schloss. Veranstalterin des Festkommers ist die Burschenschaft Teutonia, eine konservativ-nationalistische Verbindung, die in der Vergangenheit sowohl durch Verbindungen zur rechten Szene, als auch durch die Ankündigungen von NS-verherrlichenden Vorträgen auffiel.
Verschiedene Burschenschaften und Verbindungen sind geladen und diverse bewerben den Termin bereits jetzt auf ihren Internetpräsenzen. Egal ob in der Deutschen Burschenschaft organisiert oder nicht: Es sind keine harmlosen Freundschaftscliquen, die im Kieler Schloss gemeinsam feiern wollen! Vielmehr zeichnen sie sich durch patriarchal autoritäre, antifeministische, reaktionäre und nationalistische Einstellungen aus. Wir werden die Burschenschafter am 24.10. nicht ungestört im Kieler Schloss feiern lassen, sondern mit diversen Aktionen unsere Kritik auf die Straße tragen.

Studentenverbindungen und Burschenschaften

Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl studentischer Verbindungen (Korporationen). Es gibt Burschenschaften, Turnerschaften, Corps, sowie musische oder religiöse Verbindungen und auch Jagdverbindungen. Die Struktur der Verbindungen hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert und die allermeisten Studentenverbindungen sind Männerbünde. Inzwischen gibt es auch einige Studentinnenverbindungen – sie nehmen nur Frauen auf, sind aber strukturell am Vorbild rein männlicher Studentenverbindungen orientiert. Einige Verbindungen sind inzwischen „gemischt“.
Studentische Verbindungen haben die abgestufte Mitgliedschaft gemein. Das heißt, wer in eine Studentenverbindung eintritt muss eine Art „Probezeit“ durchlaufen. Zunächst ist man für ein oder zwei Semester Fux – in dieser Zeit wird man vom Fuxmajor ausgebildet und lernt sich seiner Studentenverbindung anzupassen. Nach Ablauf der Fuxenzeit wird man zum Aktiven, nach dem Abschluss des Studiums schließlich zum Alten Herrn bzw. hoher Dame. Die Alten Herren schließen sich in Altherrenverbänden zusammen, sie tragen einen bedeutenden Teil zur Finanzierung eines Verbindungshauses bei – dies ermöglicht es Studentenverbindungen, potentielle Mitglieder mit billigen Wohngelegenheiten zu ködern.
Es gilt das Lebensbundprinzip: Wer in eine Studentenverbindung eintritt, bleibt sein Leben lang Mitglied. Ein Asutritt ist nicht vorgesehen. Alte Herren protegieren jüngere Verbindungs-mitglieder, dadurch werden Seilschaften ermöglicht und so mancher Verbindungsstudent gelangt auf diesem Wege in hohe Positionen, was das Selbstbild der Studentenverbindungen stützt, die akademische Elite zu sein.
Zu den Gemeinsamkeiten, die alle Studentenverbindungen teilen, gehören tradierte Feierriten, wie die so genannte Kneipe, die als Erziehungsmittel den strukturellen Konservatismus der Studentenverbindungen stützt. „Schlagende Verbindungen“ nennt man diejenigen, deren Mitglieder Mensuren fechten. Im Gesicht zurückbleibende Narben heißen Schmiss, sie dienen Mitgliedern schlagender Verbindungen als „ehrenhaftes“ Erkennungszeichen.
Burschenschaften verstehen sich als „politische“ Organisationen. Ihr Wahlspruch ist: „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Der Kern burschenschaftlichen Denkens ist völkische Ideologie. So nehmen Burschenschaften nur Deutsche auf. Oft zählt dabei nicht die Staatszugehörigkeit, sondern die Abstammung. Für manche Studentenverbindungen gelten Österreicher durchaus als Deutsche, Deutsche mit dunkler Hautfarbe jedoch nicht.

Feiern mit Rechten: Mit diesen Burschenschaften wird am 24. Oktober gefeiert

Die Alte Königsberger Burschenschaft der Alemannia Kiel, kurz AKB, ist eine pflichtschlagende und farbentragende Verbindung. Aufmerksamkeit zog die „Alemannia“ im Mai 2002 auf sich, als sie einen Zeitzeugenvortrag mit einem Veteranen der Legion Condor organisierte. Diese Eliteeinheit der NS-Luftwaffe unterstützte den Faschisten Franco während des spanischen Bürgerkriegs durch massive Bombardements der spanischen Zivilbevölkerung. Auch Veranstaltungen im Geiste des Gebietsrevisionismus stehen immer wieder auf dem Programm. Beste Verbindungen bestehen auch zur Burschenschaft Redaria-Allemania Rostock, die klar völkischen Rassismus propagiert.
Die AKB teilt sich das Haus mit der Gymnasialen Burschenschaft Germania, in der führende Personen des rechtspopulistischen und -radikalen Spektrums aktiv sind und an Schulen um Nachwuchs zu werben. Diese Burschenschaft fand bundesweite Erwähnung in den Medien, als sie in Hamburg an einer „Hatz“ (bei der mit stumpfen Säbeln in den Oberkörper gehauen wird) teilnahm. Die Chattia steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.
Rechtsradikales Heftchen des APR
Die Burschenschaft Germania ist sie Mitglied im Allgemeinen Pennälerring (APR). Dem rechten Ring gehören ein Dutzend hauptsächlich norddeutsche Schülerburschenschaften an, die sich selbst als „national-freiheitliche und wehrhafte Pennalkorporationen“ bezeichnen. Auf Facebook findet sich die Einladung zur Feier eines „Reichsgründungs-kommers“. 2005 veröffentlichte der APR ein „Geleitheft der konservativen Jugend“, indem Lied des Jungvolks in der Hitler-Jugend gepriesen wird.
Die Schüler sind zudem eng mit dem Dachverbund Deutsche Burschenschaft, kurz DB, vernetzt. Diese ist auch der übergeordnete Dachverband der AKB. Bekannt wurde die DB durch die Debatte um den sogenannten „Ariernachweis“, die Diskussion um die Frage, welche Kriterien für eine Mitgliedschaft in der DB entscheidend sind. Nach dem Austritt mehrerer Burschenschaften ist die DB geprägt von rechtskonservativen bis offen neonazistischen Verbindungen. So sind nicht nur mehrere NPD-Mitglieder in der DB organisiert, immer wieder werden völkischer Rassismus, Geschichtsrevisionismus, Nationalismus bzw. Verharmlosung und Verherrlichung des Nationalsozialismus von Vertretern der DB geäußert.
Die Burschenschaft Teutonia ist in der jungen Vergangenheit vor allem durch geschichts-revisionistische Vorträge und Verbindungen ins völkisch rechte Milieu aufgefallen. 2011 sollte anlässlich des 194. Jahrestages der Burschenschaft Klaus Petersen, U-Boot Kommandant im zweiten Weltkrieg und auch verantwortlich für die Versenkung von Schiffen, einen Vortrag halten. Als Gegenproteste angekündigt wurden, wurde der Vortrag allerdings abgesagt.
Auch ihre eigene Geschichte wird durch die Burschenschaft geglättet. Ungeachtet dessen, dass in ihrer Verfassung schon 1931 festgelegt wurde, keine jüdischen Menschen („jüdisches Blut“) mehr aufzunehmen und für den NS-Altherrenverband geworben wurde, schreibt die Teutonia „1933 Das Jahr lässt die Korporationen Böses ahnen“ und „gerade das letzte Verbot 1936 zeigt, wie sehr das Streben der Burschenschaft nach Demokratie gefürchtet wurde.“
2011 wurde der Öffentlichkeit auch das Wirken rechtsradikaler Akteure in der Pennaelerschaft der Teutonia bekannt. Die Aktivisten der Kleinstpartei „die Freiheit“ verließen daraufhin die Teutonia und fanden in der Burschenschaft Germania ein neues Zuhause.

Zum Protest am 24. Oktober rufen auf:

AStA Uni Kiel | Autonome Antifa Koordination Kiel |Campus Grüne Hochschulgruppe| Interventionistische Linke | ich krieg zustaende | Juso HSG | Offene Linke Hochschulgruppe

Mehr Informationen auf www.burschenanfechten.blogspot.de

4 Kommentare:

  1. Moin Moin werte Genossen,

    gibt es hierzu auch irgendwelche Quellen und Belege die man in Diskussionen anführen kann, um den Standpunkt ein wenig zu Untermauern?

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  2. Moin,

    ich finde es ziemlich armselig, was hier gemacht wird, einfach alles in eine Schublade stecken und "böse, böse" rufen.
    "Wir werden die Burschenschafter am 24.10. nicht ungestört im Kieler Schloss feiern lassen." Warum seid ihr euch so sicher, dass das alles nur Burschenschafter sind? Sicher werden auch andere Verbindungen beteiligt.
    "Im Gesicht zurückbleibende Narben heißen Schmiss, sie dienen Mitgliedern schlagender Verbindungen als „ehrenhaftes“ Erkennungszeichen." Wie viele Leute kennt ihr, die einen Schmiss haben? Klopft mal bei einer an und ihr werdet sehen, die wenigsten von denen haben einen Schmiss. Vor 100 Jahren war das so, diese Info ist ziemlich veraltet.
    "So nehmen Burschenschaften nur Deutsche auf. Oft zählt dabei nicht die Staatszugehörigkeit, sondern die Abstammung." Ich kenne einige Asiaten, die in einer Burschenschaft sind oder waren. Und die stammen ganz sicher nicht aus Deutschland.
    "Nach dem Austritt mehrerer Burschenschaften ist die DB geprägt von rechtskonservativen bis offen neonazistischen Verbindungen." Was ist mit den ausgetretenen Burschenschaften? Die sind dann wohl anscheinend nicht rechtskonservativ oder neonazistisch. Warum wird das Distanzieren nicht positiv gelobt? Ungeachtet dessen gibt es in der DB einen starken Streit zwischen liberalen und neonazistischen Burschenschaften, der wohl nicht existieren würde, wenn ALLE Burschenschaften in der DB rechts wären.
    Vergleichbar ist es mit den Parteien in Deutschland. Nur weil eine gewisse Partei brauner Abfall ist, sind die anderen demokratisch orientiert. Dennoch kann man die anderen Parteien nicht dafür verurteilen, dass eine eine braune Scheißpartei gibt.
    "Die Aktivisten der Kleinstpartei „die Freiheit“ verließen daraufhin die Teutonia und fanden in der Burschenschaft Germania ein neues Zuhause." Der Autor schreibt zuerst, wie rechts die Burschenschaft Teutonia ist und dann, dass diese Teutonia verlassen haben. War denen Teutonia nicht rechts genug?! Und um es nebenbei zu erwähnen, Teutonia hat die DB verlassen, war der Burschenschaft Teutonia die DB nicht rechts genug oder wieso haben die das gemacht?

    Ich persönlich bin nicht in einer Verbindung und möchte auch keiner beitreten. Ich bin ein Ausländer, der sich seine Einbürgerung hart erkämpfen musste. Ich bin stolz darauf, Deutscher zu sein, ich bin stolz, dass wir das Grundgesetz haben. Klar, es ist hier nicht alles Gold was glänzt, und vieles im Bildungs- und Gesundheitssystem kann noch verbessert werden, aber in diesem Land geht es mir gut. Ich kann studieren, auch wenn ich finanziell schlechter dastehe als manch anderer und der deutsche Staat unterstützt mich gut. Ich hoffe, dass diejenigen, die das hier lesen, selber mal mit denen von der anderen Seite sprechen, um diese richtig verstehen zu können. Wir sollten uns nicht darum kümmern, dass irgendwelche Leute einen trinken wollen. Momentan haben wir die Flüchtlingskrise, die weitaus bedeutender ist als irgendwelche Verbindungsfeiern.

    Ich möchte meinen Kommentar mit einem Zitat schließen:
    "Ich trage eine Fahne, und diese Fahne ist rot."

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  3. Eure Argumente sind an den Haaren herbeigezogen. Mit dieser Argumentationskette kann man auch Roberto Blanko unterstellen, dass er Nazi sei. Dazu gab es auch in irgendeinem online-medium mal einen Artikel. Leider weiß ich nicht mehr, wo. "Verbindungen zur rechtsextremen Szene" werden einem ja schon unterstellt, wenn man im gleichen Kleingartenverein ist, wie ein NDP-Mitglied. Dass man selbst diese Person zum kotzen findet, spielt dabei keine Rolle. Oder dass man in dem Verein weiter bleibt, nicht weil dort ein Nazi ist sondern trotzdem. Weil man "denen" nicht das Feld überlassen möchte. Belege habt ihr keine. Eurer geliebter Vortrag mit dem Uboot-kommandanten fand übrigens statt. Nur nicht da, wo ihr mit 20 Leuten rumgegrölt habt. Und der ältere Herr hat sowas gesagt wie "das war nicht schön, ich fand das alles sehr schlimm, passt auf, dass sowas nicht nochmal passiert". Damit meinte er das Dritte Reich. Wenn ihr da aber mal zuhören würdet, wären eure Feindbilder und damit eure Daseinsberechtigung ja futsch. Oder ihr müsstet euch mit echten Nazis auseinandersetzen. Solchen, die Flüchtlingsunterkünfte anzünden zum beispiel.
    Ich selbst bin übrigens in einer Burschenschaft. Meine Eltern stammen aus Ghana. Und die einzigen, die ein Problem mit mir als Afrikaner in einer Burschenschaft hatten, waren bisher Menschen mit linker politischer Einstellung. Schade, denn ich selbst finde Vorurteile sind etwas, das man versuchen sollte zu überwinden. In diesem Sinne: Grüße nach Kiel und viel Spaß den Damen und Herren Verbindungstudenten.

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  4. Die wahren Faschisten und hetzer stehen vor dem Schloss echt Panne ....

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