Donnerstag, 29. Oktober 2015

Redebeitrag der Interventionistischen Linken

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freunde und Freundinnen,
wir sind heute hier um gegen den Festkommers der Kieler Burschenschaften zu protestieren. Lange
Zeit schienen diese studentischen Verbindungen die jetzt im Kieler Schloss gemeinsam saufen um ihre „Alte Burschenherrlichkeit“ wieder aufleben zu lassen beinahe in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.
Doch wie das Leben mit aktiveren studentischen Verbindungen aussehen kann wissen wir nur zu gut von den Genossinnen und Genossen aus anderen iL-Städten. So ereigneten sich im Juli in Göttingen gleich zwei Übergriffe von Mitgliedern studentischer Verbindungen auf Linke:
Zuerst wurde der Pressesprecher einer Wohnrauminitiative von zwei Verbindungsstudenten der Landsmannschaft Verdensia tätlich angegriffen und schwer am Knie verletzt. Nur fünf Tage später schossen Bewohner der Burschenschaft Germania mit zwei Druckluftwaffen über 40 Mal auf ein linkes Wohnprojekt.
In Marburg griffen Nazis und Mitglieder der Marburger Burschenschaft Germania Ende September die selbstverwaltete Kneipe „Havanna 8“ mit Teleskopschlagstöcken an und konnten nur durch beherztes Eingreifen der GenossInnen vor Ort vertrieben werden.
Während also in anderen Universitätsstädten gezielt Linke und linke Projekte von Verbindungsstudenten angegriffen werden, konnten die Genossinnen und Genossen aus Berlin und Leipzig, die am vergangenen Montag zu den PEGIDA Gegenprotesten gereist sind, beobachten, wie Gruppen von Nazis gezielt GegendemonstrantInnen angriffen – mit dabei: das rot-schwarz-rote Banner der Urburschenschaften. Dieses Banner wird heute immer noch gerne von den Burschenschaften Arminia, Germania und Teutonia verwendet.
Doch welche Schlüsse können wir aus der Beobachtung der letzten Monate ziehen?
Erstens: Diejenigen, die in diesem Moment im Kieler Schloss feiern sind keine harmlosen Freundschaftscliquen!
Sie alle verbindet eine Ideologie der Gewalt. Bei allen Unterschieden eint die studentischen Verbindungen ihr Selbstverständnis Elite zu sein. Doch Elite kann nur dort sein, wo Gesellschaft Ausschlüsse produziert. Diejenigen die dort drüben gemeinsam saufen verlassen sich auf die Gewalt der herrschenden Verhältnisse, von denen sie momentan profitieren und die sie in Zukunft weiter zu ihren Gunsten gestalten wollen!
Zweitens: Sehen wir in den beschriebenen Angriffen und der aktuellen Stimmung in der Bundesrepublik einen direkten Zusammenhang:
Während an jeder Ecke – wie auch in Bootsstedt - RassistInnen Initiativen gegen die Unterbringung von Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft gründen und anderenorts bereits die Unterkünfte brennen erregt sich Horst Seehofer über Asylschmarotzer und fordert im Schulterschluss mit Victor Orban die Schließung der Außengrenzen.
Was haben all diese unterschiedlichen Phänomene gemeinsam? Das Bedürfnis, das sie eint, entspricht den reaktionären Einstellungen, die sie einen: Die sich in die Ecke gedrängt Fühlenden, treten mit Ressentiments, Faust oder Schlagstock voran aus der Lethargie heraus und zeigen „den Ausländern“, „den Juden“ und „den Linken“ als ersten ihr neues Selbstbewusstsein.
Gleichzeitig demonstrieren 20. 000 Menschen in Dresden und verbreiten ihre islamophobe Hetze während in Köln die Bürgermeisterkandidatin Henriette Reker und 4 weitere Menschen von dem Nazi Frank S. niedergestochen werden und in Bamberg bei Mitgliedern der Partei „Die Rechte“ Waffen und Sprengstoff beschlagnahmt werden.
Die Gewalt ist dabei jedoch nichts Neues: Sie zeigt sich in der momentanen Lage, in der so unerbittlich um die Deutungshoheit in der Geflüchtetenfrage gerungen wird, nur deutlicher und radikaler als an anderer Stelle. In einer Situation also, in der weder Seehofer, PEGIDA und Freital noch die unzähligen HelferInnnen in Erstaufnahmeeinrichtungen und an Bahnhöfen, die seit Monaten für den Staat in die Bresche springen um nichts anders zu leisten als humanitäre Hilfe – in der all diese Phänomene also mehr sind als bloße Randerscheinungen.
Die Geflüchtetenfrage ist momentan die zentrale gesellschaftliche Auseinandersetzung. Der potentielle Nachwuchs der reaktionären Wortführer in diesem Kampf um Deutungshoheit sitzt heute auch im Kieler Schloss:
Teja Teufel, als stellvertretender Vorsitzender der jungen Alternative und Vorsitzender der Gymnasialen Burschenschaft Germania zu Kiel. Oder auch Florian Weige
l, der für die Burschenschaft Teutonia das Kieler Schloss für heute Abend gemietet hat.
Euch sagen wir heute klar und deutlich: Sobald ihr versucht euch mit eurer reaktionären Einstellung im öffentlichen Raum zu präsentieren werden wir da sein um euch zu wiedersprechen. Wir werden es nicht zulassen, dass ihr geistigen Brandstifter weiter in die Öffentlichkeit drängt. Nicht heute morgen, als die AfD am Exer versucht hat Menschen gegen das sogenannte Asylchaos in Stellung zu bringen, noch jetzt am Kieler Schloss, noch sonst wo!
Florian Weigel: Teutonia Kiel
Teja Teufel: Rechtsaußen
Drittens: Stellen wir fest, dass wir diese Auseinandersetzung um eine menschenwürdiges Leben für alle nur dann gewinnen können wenn wir uns gemeinsam organisieren und zwar unter einem klaren antifaschistischen Konsens:
Denn Refugees Welcome muss auch immer Racists fuck off bedeuten!
Wir sagen: Kein Fußbreit den NationalistInnen und RassisstInnen weder jetzt, noch am Samstag in Hamburg! Eurer reaktionären und nationalistischen Idee von Gemeinschaft setzen wir die Vorstellung einer solidarischen und emanzipatorischen Gesellschaft entgegen."

2 Kommentare:

  1. Fasst euch mal selber an die Nase:

    http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Linke-verpruegeln-Burschen-mit-Baseballschlaeger-in-Goettingen
    http://www.welt.de/welt_print/article1308167/Linke-Randalier-demolieren-Streifenwagen.html

    Doch wie das Leben mit aktiveren Linken aussehen kann wissen wir nur zu gut. Und wie man auf dem Bild gut sehen kann, ist Weigel Mitglied der Jungen Union. Informiert euch mal NEUTRAL über Studentenverbindungen und hört auf, "Feinde" dort zu sehen, wo keine sind. Ich bin ständig auf Demos gegen Pegida und NPD und gegen diejenigen ist das Demonstrieren sinnvoll. Lest mal was über den Lassalle-Kreis, wenn euch das Thema Studentenverbindungen interessiert. Es gibt nicht nur schwarz und weiß:

    http://www.lassalle-kreis.de/

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  2. Die beiden abgebildeten Herren sehen wirklich nach bösen Racisten aus!

    Der Text ist an Durcheinander kaum zu übertreffen. Es hört sich an, als würden "die Linken" undifferenziert Hass gegen "die Konservativen" schüren. Was daran jetzt gut sein soll, entzieht sich meiner Vernunft.

    Warum wird aus irgendwelchen isolierten Vorgängen darauf geschlossen, dass die beiden Herren gewaltbereite rechte Nazis sind? Irgendwie weit hergeholt? Vielleicht könnte eine Diskussion, Verständnis fördern? Wann hat sich das Bündnis denn zuletzt mal mit Vertretern der Studentenverbindungen getroffen? Vielleicht sind nicht alle so, wie es von Euch dargestellt wird?

    Sollte eine solidarische und emanzipatorische Gesellschaft nicht den Diskurs suchen, statt mit einem reißerischen Text und Bildern zweier Personen die für jedes Übel, welches irgendwie mit Verbindungen im weitestem Sinne zu tun haben könnte, verantwortlich gemacht werden, um so scheinbar wiederum Gewalt aufzurufen!?

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